Hi Leute,
ich habe nächste Woche einen Termin zur Blutabnahme. Mir geht es so weit blendend und ich bin bester Gesundheit - dennoch würde ich gerne einmal wissen, wie es um gewisse Werte bei mir bestellt ist.
Ein paar Fakten zur Einordnung:
Wenn ihr mein Therapeut/Arzt/Coach wärt, welche Werte würden euch interessieren? Was darf nicht fehlen und was wäre nice-to-have?
Helios keine Morgenlatte, gemäßigte Libido,
Da würde mich dann freies Testo interessieren und alles was damit zusammenhängt, also:
Helios Mich würde interessieren wie bei dir ein Full day of eating aussieht?
"Stoffwechsel" HbA1c-Wert Triglyceride fT3
Männliche Hormone, grundlegendes Testosteron Gesamt SHBG E2 Prolaktin -> Danach eventuell weitere Untersuchungen (LH, DHEA, Progesteron, DHT)
Gesundheit: Apolipoprotein B Cholesterin Gamma-GT
Magnesium Zink B12 Holo CT (eher unwichtig bei deinem Fleischkonsum) Vitamin D Ferritin
Vielen Dank schon einmal.
Wie steht dir zu der Messung von Cortisol und co. in meinem Fall?
Helios Cortisol aus dem Blut bringt wenig, das musst im Speichel messen und am besten mit nem Tagesverlauf, also 4-5 mal ein Röhrchen vollmachen an einem Tag.
Was dein "Problem" mit der Morgenlatte schnell lösen könnte: Reduzier die Trainingsfrequenz auf max. 4 mal pro Woche.
Morgenholz kommt tatsächlich oft durch Übertraining, so wie @jfi schon schrieb. Optional kannst du ja einfach ein Bändchentest machen, wenn’s morgens gerissen ist dann verpasst deine Aufwachzeit einfach deine Erektion, was nicht weiter tragisch ist.
Bändchentest klingt lustig. Ist es so, wie ich mir das vorstelle? Enges Bändchen ums Männchen und schauen, ob morgens noch hält?
Zum Thema Training: Ihr habt wohl recht. Es ist aktuell auch einfach nur eine Phase = weil tierischen Drive auf Training. Regulär fahre ich eher meine 3-4 Einheiten.
Helios Ja. Nach Möglichkeit kein Stahlseil benutzen um ihn zu strangulieren, idealerweise 2 Briefmarken, welche an der perforierten Stelle nach zsm hängen. Drum legen, etwas Klebeband oder Spucke, fertig. Am Nächsten Morgen sollte es an der perforierten Stelle gerissen sein. Nicht zu eng schnüren.
Sollte ich Cortisol im Speichel testen? Wie seht ihr die Rolle des Kaffees in meiner Gleichung?
Helios
Cortisol-Tagesverlauf kann Aufschluss geben, wäre aber nur nice2have und kein must.
Kaffee: Das ist zu individuell um das zu beurteilen. Zur Not immer weglassen und schauen was passiert. Ich bin total agnostisch gegenüber Kaffee in moderaten Mengen zu passenden Zeiten.
LG
Gestern habe ich nun den Test gemacht und die Ergebnisse kommen wohl schon heute an. Jetzt frage ich mich, ob es wohl eine gute Grundlagen-Lektüre gibt, die mir beim Auswerten der Befunde helfen kann. Kennt hier jemand eine solche?
Helios Blut von Dr. Strunz.
Dr. Strunz Blut-Tuning[http://www.drstrunz.de/media/bluttuning.pdf]
Das sollte man ignorieren, ansonsten ein guter Startpunkt. HDL ist nicht protektiv.
in_god_modes_shape Die Begründung würde ich gerne hören, denn laut meinem aktuellen Stand und allem was ich bisher gelesen habe ist HDL protektiv.
jfi Manchmal sind Biomarker nur Krankheitskorrelate und tragen an und für sich nichts zum Krankheitsrisiko bei. In anderen Fällen tragen diese Biomarker direkt ursächlich zur Entwicklung eines bestimmten Krankheitszustands bei. Ist HDL ein Marker oder ein Mediator? Der Zusammenhang zwischen erhöhten HDL- und niedrigeren CVD-Raten geht bis auf die Framingham Heart Study zurück . Es wurde beobachtet, dass HDL eine besondere Vorhersagekraft im Hinblick auf die koronare Herzkrankheit (KHK) zu haben schien. Ein niedriges HDL schien das Risiko für CVD und CHD dramatisch zu erhöhen. Allerdings war die Assoziation mit CHD viel stärker. An dieser Stelle werden einige scharfsinnig darauf hinweisen, dass Korrelation nicht gleich Kausalität ist. Seitdem gab es eine Reihe von Untersuchungen zur Rolle von HDL bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wobei eine viel sensiblere Methodik verwendet wurde. Dies erfolgt typischerweise in Form von Mendelschen Randomisierungsstudien (MR).
MR ist eine Art Epidemiologie, die die Beziehung zwischen Genen und Gesundheitsergebnissen untersucht. MR-Studien sind in der Regel robuster als prospektive Kohortenstudien, aber weniger robust als randomisierte kontrollierte Studien. (RCTs)
Die Idee basiert auf der Annahme, dass Gene zufällig in der Bevölkerung verteilt sind und nicht jeder alle Genvarianten hat, an denen Sie interessiert sein könnten. Sie erhalten also wahrscheinlich nicht nur eine sauber randomisierte Gruppe zum Beobachten, sondern auch eine Kontrollgruppe, mit der Sie sich vergleichen können. Dies ist eine sehr elegante Form der Epidemiologie.
Im Fall von HDL beobachten wir Menschen mit Genen, die HDL spezifisch nach oben oder unten modulieren, und sehen, wie sich dies auf das Risiko von CVD auswirkt. Dies gibt uns die Möglichkeit, stärkere kausale Schlussfolgerungen zu ziehen, da diese HDL-Marker genetisch vermittelt und weniger anfällig für verbleibende Verwechslungen sind, nachdem Anpassungen vorgenommen wurden.
Wenn wir die Beziehungen zwischen HDL und CVD durch die Linse der MR untersuchen, sehen wir, dass sich die Assoziation vollständig auflöst.
In Blau sehen wir den Zusammenhang zwischen HDL und CVD in der Epidemiologie, und in Rot sehen wir den Zusammenhang, wie er durch MR offengelegt wird. Wie wir sehen können, scheinen die Ergebnisse der MR-Studien trotz der starken Schutzwirkung, die HDL anfänglich mit traditionellen Methoden der epidemiologischen Untersuchung zu haben schien, dem zu widersprechen. Die Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass das Risiko tatsächlich mehr als alles andere dem Apolipoprotein B folgt... (das ist ein anderes Thema).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass HDL an und für sich wahrscheinlich nur eine sehr geringe unabhängige kausale Rolle bei der Entwicklung oder dem Schutz vor CVD hat.
Generell muss man erwähnen, dass höhere Werte in der Allgemeinbevölkerung bis zu 60 mg/dL mit besseren outcomes korreliert. Bis zu dem Punkt sollte es klar sein.
Das ist der Schwellenwert. Studien, die lediglich auf eine Erhöhung des HDL-Werts abzielten (z. B. mit hohen Niacin-Dosen), verbesserten die outcomes nicht.
Cholesterin in apoB-Partikeln kann in die Arterie gelangen oder durch LDLR in der Leber ausgeschieden werden (dh potenziell gut oder schlecht). Cholesterin in HDLs sagt nichts darüber aus, ob die HDLs funktional oder dysfunktional sind und somit auch gut oder schlecht sein können!
Zusammen gefasst:
In der Beobachtungsliteratur wurde ein höherer HDL-Wert mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Belastbarere Mendelsche Randomisierungsstudien lassen jedoch keinen kausalen, schützenden Zusammenhang zwischen HDL und CVD erkennen.
Quellenangaben:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3196218/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32203549/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32113648/
Bei weiteren Fragen einfach melden.
PS: Hier die Niacin-Studien / related : https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34134520/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28616955/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22085343/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30861690/
jfi
HDL hat viele positive, weitreichende Effekte auf Gefäße, mechanistisch ziemlich gut beschrieben. Siehe Abb hier.
Es gibt nur ein paar Probleme, z. B.:
Die von in_god_modes_shape angeführten Punkte sehe ich allerdings kritisch. Diese Genanalysen sind momentan total hip, aber meistens einfach überhaupt nicht aussagekräftig.
Mir würde so ein Test bescheinigen, dass ich genetisch bedingt hohe Vitamin-D-Werte habe. Wenn ich es im Winter aber nicht supplementiere, rutsche ich schnell in einen Mangel. Richtig ist: Ich brauche jetzt nicht extrem hohe Dosen. Falsch ist daran abzuleiten, dass Vitamin D an sich unnötig ist.
Wenn jemand niedrige HDL-Werte hat, und das sieht man bei metabolisch Kranken immer wieder, also wir sprechen von Werten von z. B. unter 40, dann ist das ein klarer Risikofaktor. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass das Anheben von HDL in diesem Kontext alleine(!) groß was bewegt.
Wenn man umgekehrt schafft, HDL über den Lebensstil ansteigen zu lassen, wird es neben dem Effekt des Lebensstils auf das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, eben auch selbstständig die Gefäße schützen. HDL ist also ganz klar nicht nur Marker – aber eben auch ein Marker für einen gesunden Lebensstil.
Das gilt für ganz viele Hormone, auch für Testosteron. Testosteron alleine wird metabolisch Kranke nicht gesund machen, es wird aber gewisse Risiken abfedern. Wenn Testosteron aber steigt aufgrund eines gesunden Lebensstils, wird die berechnete Schutzwirkung viel drastischer ausfallen, weil T in dem Kontext dann nicht nur synergistisch wirkt, sondern klar auch ein Marker ist.
Ergo: HDL schützt. Aber HDL alleine ist kein Retter und immer auch ein Marker. Hier wiederum pflichte ich in_god_modes_shape bei.
chris
Shman Frontal
Ich will den Thread von Helios nicht kapern, daher antworte ich hier. Es geht um hohes HDL. Bei mir ist das immer relativ hoch, meistens zwischen 80 und 90 mg/dl. Zwar habe ich die jeweiligen Beiträge gelesen, trotzdem ist mir jetzt nicht ganz klar, was das für mich heißt? Es zeigt an, dass viel Cholesterin im Umlauf ist, oder wie?
chris Ich stimme dir eigentlich in jedem Punkt zu, auch für die Genanalysen. Leider haben wir keine RCT.
Und ich hätte meinen folgenden Punkt mehr verdeutlichen sollen:
Also als Schlussfolgerung: Den Wert sinnlos hochjagen bringt keine Vorteile mehr.
Mir ging es um den Urspungstext von Strunz: "Je höher, desto besser" -> Was falsch ist.
chris Wenn man umgekehrt schafft, HDL über den Lebensstil ansteigen zu lassen, wird es neben dem Effekt des Lebensstils auf das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, eben auch selbstständig die Gefäße schützen. HDL ist also ganz klar nicht nur Marker – aber eben auch ein Marker für einen gesunden Lebensstil.
Genau auf diesen Zusammenhang bezog sich oben meine Aussage.
Die MR-Studien sehe ich auch kritisch, denn wenn bei den MR-Studien speziell selektiert wird nach Leuten, die genetisch hohes HDL haben, dann können die ja tdm einen beschissenen Lebensstil haben und evtl. ist dann nicht das HDL schuld oder nicht schuld an Herzkrankheiten sondern der restliche Lebensstil.
in_god_modes_shape
Ja da stimme ich zu! Ist halt prinzipiell das Mantra von Strunz. In seiner Welt kann man jeden Wert mehr steigern und bekommt dann auch mehr Benefits… das ist natürlich komplett daneben…
Ja, oder man befasst sich mit grundlegender Physiologie. HDL ist die erste Abwehrmaßnahme gegen Endotoxin. Ein hoher Wert bezeugt dass Endotoxin da ist, gleichzeitig aber auch dass der Körper sich zu wehren weiß. Ein niedriger beweist nichts, weder das eine noch das Andere. Kurzum: HDL ist insgesamt kein guter Marker.
Trotzdem sehr gut ausgearbeitet @in_god_modes_shape ☝🏻👍🏻