Ich bin nicht so sehr in der biochemischen Materie drin. Ich frage mich, was die wichtigsten biochemischen Faktoren für Faulheit sind. Faulheit ist, so verstehe ich es, die Kombination von körperlicher Antriebslosigkeit und geistiger Trägheit. Ich vermute, dass diese beiden Gebiete (Körper, Geist) biochemisch auf verschiedene Arten betroffen sein können, aber auch wechselwirken. Hat jemand eine gute Orientierung, wie man das einordnen könnte?
AlterSchwede
Gibt viele Ursachen dafür:
So von meinen Beobachtungen ist es so: Wer mal anfängt den Arsch zu bewegen, das heißt einfach mal alle Gedanken zu ignorieren, der wird mit der Zeit erstens antriebsstärker (= Antrieb aus dem Kopf) und zweitens trainierter (= Antrieb aus den Zellen, wegen mehr Energie!), was allgemein zur Aufwärtsspirale führt.
BG
Der Faulheit? Oder der des nicht Können? Fehlende Motivation? Ich habe hier einen, den strengt es schon an in Kontakt mit anderen zu sein bzw. zu bleiben. Macht ihn müde. Faul ist der wohl nicht, er kann es einfach nicht.
klaumu Was heißt denn in dem Kontext "nicht können"? Er kann das ja theoretisch wahrscheinlich genauso wie jeder Mensch, sofern er normal geistig entwickelt ist. Das GEFÜHLTE Nichtkönnen oder "müde machen" hat ja vermute ich auch ein biochemisches Korrelat, oder?
@AlterSchwede so ganz habe ich deine Frage noch nicht verstanden bzw. was Du herausfinden willst? 🙂
Meine Interpretation dazu: Strunz beschreibt es mit den "Drang / Antrieb" etwas zu tun. Sprich Motivation wird evtl. - zumindest bei körperlichen - Aktivitäten - überbewertet. Besser ist es einfach loslaufen zu WOLLEN (fast müssen), wie es bei Kids noch häufig der Fall ist. Dafür muss biochemisch einfach alles passen, z.B. keine Bremser wie Entzündungen, genug Treibstoffe im Blut, guter Schlaf...
Geistige Motivation ist da schwerer einzuordnen. Eine Stunde die weiße Wand ansehen (Meditation) ist genauso wertig wie die Lektüre eines wissenschaftlichen Artikels. So lange man dabei in Flow kommt und eben nicht unglücklich über die selbst bestimmte Tätigkeit ist.
sven Es geht mir um die biochemischen Prozesse. Was also im Mangel oder Ungleichgewicht sein kann oder muss, damit körperliche oder geistige Faulheit auftreten kann/ wahrscheinlich auftritt.
chris Aufwärtsspirale
Bei dem Stichwort wollte ich mal eben einspringen. Mein "Ticket" in die Aufwärtsspirale waren mitunter:
chris Schlechte Versorgung mit Aminosäuren (= fehlen im Kopf, um "Antrieb" zu machen) chris Psychologische Probleme chris Schlechte hormonelle Lage
chris Schlechte Versorgung mit Aminosäuren (= fehlen im Kopf, um "Antrieb" zu machen)
chris Psychologische Probleme
chris Schlechte hormonelle Lage
Das eine führt zum andern und "plötzlich" ist dank ein paar Aminosäuren extra (ich nehme mittlerweile deutlich mehr als früher, sprich z.B. früher 5 gr EAA heute 10-20 gr EAA) plus noch 2-3 andere "Basics" aus dem faulen, depressiven und planlosen Marcel ein quirliger, freudiger und zielstrebiger Marcel geworden (sowohl subjektiv, als auch objektive Einschätzung). Probleme sind kein Schreckensgespenst mehr sondern eine willkommene Herausforderung, fremde Menschen werden von potentiellen Feinden zu potentiellen Freunden. Jahrelanges "Ach ich könnt mich doch mal in 'nem Fight Club anmelden" wurde zu "Ah heute ist da und da Training, lass mal direkt reinschauen". Dieses Mal glaube ich auch fest daran, dass es nicht einfach wieder eine manische Phase ist (wie ich sie idR so 2-3 Mal im Jahr hab), sondern tatsächlich anhalten wird.
Dieser Text soll meine kleine Ode an die Biochemie sein, und insbesondere meinen herzlichsten Dank an @chris und @Phil (edubily) ausdrücken. Die Infos ausm Blog und auch besonders (für mich als Laien) die Möglichkeit, sich hier auszutauschen, sind so unendlich viel wert, und dass Ihr das ganze kostenlos zur Verfügung stellt, das ist eine wirklich großartige Sache. An der Stelle natürlich auch Danke an alle hier im Forum, es ist nicht gelogen zu sagen, ohne Euch wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Dem inneren Glück einen großen Schritt näher. Danke.
Rutscht nicht aus auf meiner Schleimspur :-D
chris Danke! Bezüglich der hornonellen Situation: was hältst du hier für das grundlegende Problem, tendenziell? Zu wenig Testosteron? Oder Dopaminüberflutung und der daraus folgende Mangel (so wie es zB Anna Lembke in Dopamine Nation beschreibt)? Oder was ganz anderes?
Wobei auch Ernährung / Nährstoffe teils überbewertet wird. Shaolin Mönche ernähren sich überwiegend vegetarisch, dafür werden alle anderen von Chris genannten Punkte tiptop umgesetzt.
PS: Wobei... ist ein Shaolin Mönch fröhlich motiviert oder einfach nur krass (bisserl manisch ) diszipliniert?
sven PS: Wobei... ist ein Shaolin Mönch fröhlich motiviert oder einfach nur krass (bisserl manisch ) diszipliniert?
Eben. Vorsicht vor Scheinkorrelationen!
Plus: Wir sind keine Asiaten.
Ich kenne jedenfalls kaum jemand, der bei herkömmlicher deutscher "Vollwertskost" "top motiviert und psychisch/physisch leistungsfähig" ist. Das wird also alles andere als überbewertet, im Gegenteil. Jemand, der sich diesbezüglich ein bisschen in die richtige Richtung bewegt, erntet schon viel. Es sind halt verschiedene Teile des Puzzles und alle tragen ihren Beitrag dazu bei.
mmarcel
Mega Input und tolles Lob, danke! Made my day ;-)
Abgesehen davon liebe ich es, wenn Menschen "aufwachen" und erleben, dass es da vielleicht mehr gibt, sozusagen ein zweites Ich – für das man aber ein paar (richtige) Knöpfe drücken muss. Viele Menschen "glauben" daran nur leider nicht, weil man es ihnen nicht besser erklärt.
@All: Habe da bei Strunz tatsächlich noch einen alten Beitrag gefunden, der bei mir hängen geblieben ist und der den Punkt oben gut verdeutlicht: https://www.strunz.com/news/bewegungsdrang.html
Es kommt ja noch schlimmer: Bei fetten Mäusen findet man, dass dieses geniale Foxa2 ständig inaktiv ist und zwar unabhängig vom Insulinspiegel, unabhängig davon, ob die fette Maus gerade Kohlenhydrate gefressen hatte oder nicht. Ob das auch für dicke Menschen gilt? Na ... was glauben Sie. Und gleich die Gegenprobe: Da wurden Mäuse gezüchtet bei denen Foxa2 ständig aktiv war. Das kann man. Und siehe da: Diese Tiere produzierten mehr MCH und Orexin und bewegten sich fünf mal mehr als normale Mäuse.
Bei Strunz muss man nur immer aufpassen, dass man chronisches Insulinhoch nicht mit normalen Insulinpeaks verwechselt ^^
mmarcel Probleme sind kein Schreckensgespenst mehr sondern eine willkommene Herausforderung, fremde Menschen werden von potentiellen Feinden zu potentiellen Freunden. Jahrelanges "Ach ich könnt mich doch mal in 'nem Fight Club anmelden" wurde zu "Ah heute ist da und da Training, lass mal direkt reinschauen".
Deine Schilderungen klingen wie aus meinem Leben - nur dass ich noch kein Rezept dagegen gefunden habe :-)
Was zählt neben den 10-20 g EAAs noch zu Deinen Basics, Marcel?
chris Abgesehen davon liebe ich es, wenn Menschen "aufwachen" und erleben, dass es da vielleicht mehr gibt, sozusagen ein zweites Ich – für das man aber ein paar (richtige) Knöpfe drücken muss.
Na das würde doch wieder sehr für edubily 1:1 Coaching sprechen hust hust…
chris muss ja auch mal gesagt werden 🙂
GOMAD
Faulsein ist überlebenswichtig. Welcher Steinzeitmensch ging den Joggen? So ein Verbrauch von kostbarer Energie ist in dem Kontext total hirnrissig. Heute brauchen wir nicht jagen, kämpfen o.ä. Wir wissen aber, dass wir es sollten, um gesund zu bleiben, also replizieren wir solches verhalten durch Sport. Andererseits ist aber das Faulsein nach wie vor fest in uns verankert. Steht so oder so ähnlich in einem edubily Buch.
GOMAD Man kann aus einer introvertierten Person schließlich nicht auch einfach eine extrovertierte Person machen.
Ist das nicht erlerntes/antrainiertes Verhalten?
Hier ist wohl die Rede von Lethargie, nicht Faulheit. Das sollte man schon unterscheiden. Ich bin faul, aber ganz sicher nicht lethargisch. Ich trainiere drei bis viermal die Woche für eine Stunde, fahre mit dem Rad zur Arbeit und gehe einem körperlichen Job nach. Aber davon abgesehen bin ich gerne faul und liege einfach auf der Couch. Und daran werden Ernährungsinterventionen auch nichts ändern. Man kann aus einer introvertierten Person schließlich nicht auch einfach eine extrovertierte Person machen.
GOMAD Also ist Faulheit deiner Sicht nach ein zum Teil angeborener Wesenszug, der sich auch in messbaren Markern wiederfindet (so wie es bei Intro- und Extroversion bei der Reizverarbeitung im Gehirn gesehen werden kann)?
GOMAD Hier ist wohl die Rede von Lethargie, nicht Faulheit.
Puh, ne also das ist mir zu viel Wortklauberei. Wie man es nennt, ist völlig egal. Sowohl Lethargie als auch Faulheit haben ihre evolutive Berechtigung. Das Problem ist nicht, dass es sie gibt oder dass jemand etwas mehr oder weniger davon hat, das Problem ist der chronische/überdimensionierte Aspekt, der viel mit Physiologie zu tun hat (wie oben gut erklärt).
Ob du dich jetzt faul, aber nicht lethargisch oder lethargisch, aber nicht faul nennst, ist doch völlig wumpe...
BTW:
GOMAD Aber davon abgesehen bin ich gerne faul und liege einfach auf der Couch.
Genau deshalb gibt es Faulheit. Weil die Natur sehr aktives Verhalten im Leben kompensiert, um Störungen im Energiehaushalt auszugleichen. Daher sind sehr aktive Jäger und Sammler (die restliche Zeit) besonders faul ;-) Das ändert aber nichts daran, dass ein unbewegter Mensch auch sehr faul sein kann und es in einem unverhältnismäßigen Maß ist. Und die Gründe dafür besprechen wir hier.
Weiß nicht, das ist sicher sehr individuell und lässt sich so pauschal nicht beantworten.
mmarcel Ich antworte mal ungefragt: das ist angeboren + dann kommt Kultur bzw Individuum drüber. Das heißt, man kann sich natürlich auch als Introvertierter extrovertiert verhalten, geht damit wenn man es übertreibt aber gegen sein Wesen. Umgekehrt kann auch ein Extrovertierter meditieren, wird dazu aber wohl aus sich heraus tendenziell weniger Drang haben. Sehr lesenswert dazu "Quiet" von Susan Cain.
mmarcel Ist das nicht erlerntes/antrainiertes Verhalten?
Korrelation: https://www.cbs.mpg.de/vegetarier-sind-schlanker-und-weniger-extrovertiert-als-fleischesser
Wir kennen alle Leute, die aus welchen Gründen auch immer sich irgendwann wenig bis gar nicht mehr bewegen und nach Feierabend nicht mehr von der Couch wegkommen. Kochen ist auch so anstrengend, wie gut, dass es Lieferando gibt. Und noch ein Bier zum Entspannen, oder zwei. Dann treten die Punkte, die Chris oben erwähnt haben ein. Das ist m.E. Keine Faulheit sondern Ergebnis von Dauerstress: Job, Familie, Social Media, Stau, etc. alle überfordert.
Und mangelnde Bildung zu den Themen, die hier im Blog besprochen werden. Gehört m.E. in den Lehrplan der Schulen! Viele kennen die Zusammenhänge überhaupt nicht. Auch ich musste erst so alt werden um langsam die Zusammenhänge zu erkennen.
Auch von mir ein Dankeschön an Euch an dieser Stelle!!
xBenx hallo, da bin ich wieder - zurück aus der Hölle. Klingt dramatisch, hat sich aber zeitweise tatsächlich so angefühlt. Kurze Zeit nach meiner Prahlerei hab ich nen ordentlichen Dämpfer bekommen. Quasi mit 200 gegen nen Baum, ungebremst. So wie ich über die Aufwärtsspirale in die Luft geschossen bin, genauso bin ich auch wieder abgestürzt, und leider sogar noch etwas tiefer, als ich es vorher kannte. War Nur noch aggressiv, launisch, verängstigt, depressiv, apathisch, super sensibel, und dazu Brainfog des Todes (es war kein Fog mehr, es waren komplette Gefühls- und Denkblockaden) und Energielöcher, wie ich sie seit bestimmt einem Jahrzehnt nicht erlebt habe.
Mittlerweile geht's langsam wieder bergauf, bin mit den EAAs auf 5-10 gr runter (keine Ahnung ob man die Überdosieren kann - @chris? Kann das Tryptophan hier ne Rolle spielen in Anbetracht von Depressionsneigung?).
Ashwagandha hat die ersten 4-6 Wochen ziemlich gut getan (Stress ging runter, die Leistengegend hat gebrummt, gute Leistung im Sport), da ich aber gelesen habe, dass das es auch nach hinten losgehen kann, verzichte ich nun erstmal darauf.
Wie geht's weiter - im Prinzip zurück zu den Basics, die mich zwar nich auf Wolke 7 schweben lassen, aber zumindest mich halbwegs normal sein lassen, :