Vaineli Nochmal liebes Forum...ich schleich schon tagelang um diese Frage rum...aber wir sind ja erwachsen und in diesem Forum erfreulich freundlich UND klar! ...wer von Euch hat sich pflanzlich ernährt und dann wieder begonnen, Fleisch in seine Ernährung zu integrieren? Lasst mich bitte teilhaben: Wie ging es Euch während der Pflanzenkost-Phase und wie lang währte diese? Was hat Euch bewegt, wieder Fleisch zu essen? Was hat es bewirkt? Alles gern in physisch UND psychisch! Bonusfrage (überschneidet sich teilweise mit den bereits gestellten): wer hat die Schilddrüse über diese Etappen mit im Visier gehabt? Es fragt freundlich und nachdenklich 'Petra' ohne Übergewicht und ein weiches Ei löffelnd... (Sonst aber wirklich die Vollpetra! Bekennende Vollpetra!)
chris Vaineli Das wird der Thread des Jahres 😂, liebe „Petra“! Denke, hier gibt es sicher einiges zu berichten!
stolna voda Vaineli ...wer von Euch hat sich pflanzlich ernährt pflanzliches aushungern taufe ich es, pflanzlich ernährt - da treibt es mir ganz unverhofft die mundwinkel 'gen schwerkraft... gute 2,5 jahre musste ich meine zunge aus neugier im grünen baden. anfänglich von einer nach retrospektiver betrachtung alter fotos sd-unterfunktion kommend, positiv angetan von dem gefühlt mehr an energie und der erhöten mentalen schaltgeschwindigkeit sowie remission der akne. habe einige kilos an hart erarbeiteter muskelmasse verloren. gesichtsfarbe wurde ein "kräftiges" gelbgrau, gepaart mit unfreiwilligem zölibat, dennoch ausserordentlich guter durchwässerung der unteren stockwerke, war ich am leistungsgedanken orientiert, an der frage der "energie". haut begann bei kälte an den knöcheln aufzureissen, dennoch kein problem die kälte zu tolerieren (sd+). der nachlassende dampf beim vögeln, sowie das durchsichtige sperma, gab mir zu denken. drei stunden nach einem besuch im steakhaus, war mir klar, was zink und eisenmangel bedeutet. die anfänglich erlebte geistige schnelligkeit, kippte immer mehr ins unruhige. nach dem blutigen steak wurde ich mit einer mentalen gesetztheit und ruhe belohnt. die gefühlt halbstündig andauernde genitaltrombose war schmerzhaft gut. fazit - gute durchblutung, muskeln adieu, alarm im darm und autobahn im kopf. jeder bringt individuell andere voraussetzungen mit, die dem einen früher oder später probleme machen. gefühlt ging mir vieles sofort unter die haut. nach erneutem fleischkonsum, war da wieder sowas wie eine erdige, in sich ruhende kraft spürbar, ein puffer, eine gefühlt gesunde barriere/abgrenzung zu externen reizen. analog dazu ein hochtouriger 4 zylinder, 600ccm bei 14.000u/m im roten bereich (vegan) / ein tiefes drehmomentlastiges donnern mit viel druck und vibration 2 zylinder, 1200ccm bei 2.000u/m nachvollziehen kann ich, dass es einen zugänglicher machen kann für ein spirituelles leben in abgeschiedenheit, es leichter ist sich über "niedere" triebe hinwegzusetzen bzw einen erst gar nicht so etwas wie libido in den sinn kommt. wundert mich daher kaum, dass in klostern und geistlich- orientierten gemeinschaften sich eine eher pflanzliche kost etabliert hat. da ich schon öfter gelesen habe, dass viele sich mit einer zu gesunden ernährung "alles" richtig machen wollen und sich selbst das leben unnötig schwer machen - zwei royal mit käse runtergespühlt mit einem shake +caffe latte und einer zigarette danach, ist wie entspannt nach dem sauna aufguss in der therme sich auf die liege im ruheraum zu legen. bevor nun aufzeiger kommentare kommen - ja, ist alles zeug des todes - aber kontext / alle paar monate!
cleo Vaineli Ich habe im Alter von 13 oder 14 Jahren eine Doku über die industrielle Tötung von Tieren aus Massentierhaltung in Schlachthöfen gesehen und habe mich dann spontan entschlossen, mich vegetarisch zu ernähren. Das muss 1987 oder 1988 gewesen sein. Damals war man ein absoluter Spinner, wenn man fleischlos lebte und es gab nur ganz wenige Fleischersatzprodukte, die zudem sehr teuer waren und somit für eine Schülerin ohne eigenes Einkommen quasi unerschwinglich. Ich habe dann fast ausschließlich von Getreideprodukten und Kartoffeln gelebt, eher wenig Gemüse und Hülsenfrüchte gegessen (weil die wenig praktikabel sind, wenn man als Teenager dauernd auf Achse ist) und bin über die Jahre immer müder und kränker geworden, hatte tausend Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten, Neurodermitis, Schuppenflechte, diffuse Ängste, Panikattacken. Irgendwann mit Anfang 20 habe ich Fleisch dann wieder eingeschlichen, an einen Heurekamoment erinnere ich mich nicht, nur dass ich Bock auf Fleisch hatte und dem nachgab.
Eichelhäher Nicht ich aber eine Freundin. Bestimmt 10-12 Jahre vegetarisch (nicht vegan). Keine Milchprodukte. Aber Eier und gelegentlich Fisch, hat auch mit NEM ergänzt. Täglich Sport, Ausdauer und Kraft. Dann langsam mit Fleisch angefangen. Irgendwann hat sie auch begonnen, Muskelfleisch mit Innereien zu ergänzen (Leber-Kapseln, Herz-Kapseln, usw.). Später dann auch mit Kollagen. Irgendwann nach dem vorsichtigen Anfang mit Fleisch hat sie plötzlich richtig Appetit auf Fleisch entwickelt, insbesondere um ihre Menstruation herum. Ihre Menstruation wurde erstmalig regelmäßig. Ihre Ausdauer und Kraft haben zugenommen, obwohl sie, lebensumständebedingt, weniger trainiert hat. Blutwerte haben sich verbessert, Schilddrüse auch. Details kenne ich aber nicht. Ihre Haut wurde glatter (wohl das Kollagen). Psychisch: Es hat sich zeitgleich viel bei ihr im Leben geändert. Es geht ihr jetzt aber besser als früher. Aber woran das liegt? Keine Ahnung.
Vaineli Wow. Total interessant. Weißt du, was den Ausschlag gegeben hat für ihren Sinneswandel? Wie kam es dazu, dass sie vorsichtig wieder mit Fleisch begonnen hat?
Eichelhäher Ich weiß nicht mehr wieso, aber wir haben angefangen darüber zu sprechen, dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist. 🙂 Was ich damit meine ist, dass Fleisch von einem artgerecht gehaltenen Tier, z.B. von einer Weidekuh oder von einem Wiesenhuhn, nicht mit Fleisch aus dem Discounter zu vergleichen ist, wo das Tier elendig in Massentierhaltung turbomäßig aufwächst. Das ist vom ethischen her so und auch geschmacklich und gesundheitlich (für den Menschen und für das Tier). Gleichzeitig haben wir auch darüber gesprochen, dass eine Weidewirtschaft besser für die Umwelt ist als eine "vegane" Landwirtschaft (https://www.originalhealth.net/2430). Und darüber, dass der Mensch kein Pflanzenfresser sondern ein Allesfresser ist und dass Fleisch zu einer "normalen" Ernährung gehört (ebenfalls wissenschaftlich untermauert). Das hat sie alles überzeugt. Nicht sofort, aber sie hat angefangen, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Irgendwann hat sie gemerkt, dass ihre frühere automatische Abneigung gegen Fleisch weg war. Irgendwann habe ich gekocht, ich glaube, es war Rindergehacktes vermischt mit Zwiebeln und Petersilie und Gewürzen und als Fleischküchle (https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f01f/) gebraten. Dazu gab es einen großen Salat. Sie hat das Fleisch vorsichtig probiert, das war ihr erster Schritt. Es hat ihr wohl geschmeckt, widerlich war es jedenfalls nicht. 😃 Sie hat nicht viel gegessen, aber die erste mentale Hürde war überwunden. Sie meint, dass ihr Körper sich mit Fleisch "gesättigter" bzw. "besser ernährt" anfühlt. Fleisch plus Salat fühlt sich für sie "kompletter" als Mahlzeit an, als eine rein pflanzliche Mahlzeit. Sie isst gerne weiterhin rein pflanzliche Mahlzeiten, so ist das nicht. Aber irgendwann kommt wieder ein Bedürfnis nach Fleisch. Es muss aber dann hochwertiges Weidefleisch sein. Das schmeckt ihr und damit fühlt sie sich wohl, psychisch und physisch. Ach, eine weitere physische Veränderung, die mir eingefallen ist: früher war sie laktoseintolerant, mittlerweile nicht mehr. Ich kann mir das nur so erklären, dass ihr Darm durch die Ernährungsumstellung auch glücklicher wurde. Schon beeindruckend.
Vaineli Eichelhäher Wow! Wirklich beeindruckend. Klingt nach einer sehr sensiblen Umstellung, ganz nach Bedarf und am positiven Körpersignal entlanggehangelt. Hut ab und danke für diesen Einblick!
matze6916 Ich kenne tatsächlich wenig Veganer. Was ich aber aus Beobachtung aus dem näheren und auch weiter entfernen Umfeld immer wieder gesehen habe: Offensichtliche die-hard Veganer hatten nur Probleme - körperlich schwach und eher verstimmt/depressiv. Zufälligerweise waren das auch nur junge Männer im Alter von ca. 20-30.
Laica Die Veganer die ich kenne sind alle ziemlich fit, schlank und selten krank. Ebenso wie die Vegetarier in meinem Umfeld. Auch im höheren Alter. Ich bin seitdem ich mehr Fleisch esse deutlich mehr krank. Ansonsten habe ich keine Unterschiede zu einer pflanzlichen Ernährung festgestellt.
zopiclon Laica Ich bin seitdem ich mehr Fleisch esse deutlich mehr krank. lässt du dafür etwas anderes weg?
Laica zopiclon nein bzw ja ich esse deutlich weniger Getreide. Heißt statt Gemüse mit Nudeln esse ich jetzt Hühnchen mit Gemüse
Laica Für mich persönlich hat sich durch den Wechsel auf Fleisch (vorher vegetarisch) nichts körperliches oder mentales verändert. Trotzdem denke ich dass mein Körper davon profitiert. Dass ich jetzt öfter krank bin kann andere Ursachen haben... Und ich kenne einfach mehr Veganer und Vegetarier, die grundsätzlich eine gesündere Lebensweise (als 'Normalos) haben und somit können sie nicht mit den typischen Fleischessern verglichen werden
Vaineli Laica Darf ich dich fragen, wie lange du vegetarisch gelebt hast, und was dein Motiv für eine Veränderung war? Inwiefern spürst du subjektiv ein Profitieren deines Körpers?
Laica Vaineli komplett vegetarisch habe ich nie gelebt. Ich habe 4 Jahre ausschließlich geschossenes Wild gegessen - allerdings nur max 2 bis 3 mal im Jahr. Dann ca 8 Jahre überwiegend vegetarisch - heißt selbst so gut wie nie Fleisch gekauft aber wenn ich zb wo eingeladen war, habe ich es auch gegessen. Jetzt seit ca 6 Monaten kaufe und esse ich vermehrt Fleisch. Achte auf Qualität. Ich persönlich merke den Unterschied dass ich besser satt bin bzw es mich irgendwie zufriedener macht mein Gemüse mit warmen Fleisch zu kombinieren als jetzt Tofu oder so. Und seitdem ich hier bei edubily lese, checke ich erst was noch so zusätzlich in Fleisch Ersatz Produkten drin ist(allerdings habe ich die auch super selten gegessen). Ich esse grundsätzlich deutlich weniger Gluten womit es mir echt besser geht - Fleisch kompensiert da etwas diesen 'Entzug'. Gerade fällt es mir super leicht mein Gewicht zu halten obwohl ich zb nicht auf kcl achte und durchaus auch mal süßes esse weil mich das was ich esse einfach besser sättigt.
Vaineli Total interessant! Danke, Laica! Du meinst so eine umfassende, gute, warme Sättigung, die zum 'richtigen Zeitpunkt' Eintritt, oder? So eine Art Gesamtfeedback. Klingt total gut.
chris stolna voda Großes Kino ;-) Finde den Punkt mit dem Überdrehten auch ganz gut. Ich glaube, wenn der Körper ne Zeit lang nicht das (aus Tieren) bekommt, was er unbedingt braucht, wird er wörtlich nervös und unruhig. Habe ich auch schon paar mal erlebt und höre ich immer bei Leuten, die aus religiösen Gründen "Fasten", was ja Verzicht auf Fleisch usw. bedeutet. Ich denke, das ist ganz einfach ne Art Stress-Antwort, weil man den Körper in einen Mangel zwingt, den er zu kompensieren versucht. wolf08 Ich denke, mit "vegetarisch plus" wirst du dauerhaft auch wieder scheitern. Meine Genetik ist ja bekanntermaßen auch ein bisschen verkorkst. Ich glaube aber, dass das auf viele Europäer zutrifft, die ein Mischwesen aus Jäger und Sammler, Pastoralisten und Ackerbauer sind. Das schlägt sich auch in der Genetik nieder. Wir können alles ein bisschen aber nix richtig gut. Und je nach Ansammlung der ganzen Polymorphismen kann der eine halt mehr von X vertragen als der andere. Ich würde nach all den Jahren, wo ich mich damit befasse, schlussfolgern: Die meisten Europäer fahren ganz gut mit einem moderaten Schema mit mäßigem Anteil an rotem Fleisch. Wer in die "Vegan- oder Karnivor"-Falle tappt, wird sich früher oder später nicht mehr gut fühlen. Auch vegetarisch plus ist schon grenzwertig, weil Fisch nicht das liefern kann, was moderate Mengen rotes Fleisch können (Carnitin, Hämeisen, komplexiertes Zink usw.). Ich würde meine Ernährung auch einfach gar nicht mehr irgendwie speziell benennen. Alleine das ist ja schon ein Fehler. "Okay, wenn ich mich vegetarisch ernähre, kann ich ja wieder 2 kilo Magerquark essen und drei Eier und Weizennudeln". Dann merkt man, dass es nicht klappt und schwenkt wieder um auf Salat und Rind, was auch wieder nicht klappt. Dann wird's am Ende des Tages wieder Ray Peat mit viel Obst, Eiscreme, Kaffee und Garnelen... Man sollte einfach das essen, was einem schmeckt, was einem guttut und was einen stabil hält. Das ist nicht so schwierig.
Vaineli ....hmmmpfff...ich lach mich scheiße! Lieber Stolna Voda, du schreibst phänomenal! Und dazu noch ein paar Details, die mich sehr interessieren: neben den physischen Gegebenheiten eben genau dieses ruhige, aus der Kraft kommende Gefühl, das auf ein 'Fundament' ruht. Ich kenne die 'Sucht', alles Schwere, irdische verlassen zu wollen. Die leichte, hohe Energie. Die Geistesklarheit. Der spirituelle Zugang....aaaah! Eine Wohltat...die...kippt...und kippt...mehr und mehr in dieses Hektische, Flatterige, das hast du genau auf den Punkt gebracht! Yes! DANKE! Chapeau! So gut formuliert! Habe mich in deinen Worten total wiedergefunden und erkenne beschämt meine Tendenz zur Dissoziation, die ich über den Weg der Ernährung auslebe/-gelebt habe. Wer kennt das auch? Hat noch jmd eine Erfahrung in diese Richtung gemacht?
Hibiskus Vaineli Eine Wohltat...die...kippt...und kippt...mehr und mehr in dieses Hektische, Flatterige, das hast du genau auf den Punkt gebracht! Ich kenne das auch! Wollte es schon ein paar Mal in meinem Thread beschreiben, habe mich bisher aber irgendwie nicht getraut.
wolf08 Ich war 1 Jahr vegetarisch, dann 5 Jahre komplett vegan, jetzt gute 3 Jahre Mischköstler und nun seit paar Wochen wieder vegetarisch plus Fisch. Ich muss mir für einen ausgiebigen Post Mal endlich die Zeit nehmen weil ich da einiges zu teilen hab aber ganz kurz gesagt hat beides seine Vor und Nachteile und es kommt sicher auch stark auf die Genetik an und wie gut man eine Ernährung wenn sie restriktiv ist, plant und umsetzt. Supplements und das nötige Know How machen schon viel möglich in der heutigen Zeit.
Hibiskus chris Meine Genetik ist ja bekanntermaßen auch ein bisschen verkorkst. Ich glaube aber, dass das auf viele Europäer zutrifft, die ein Mischwesen aus Jäger und Sammler, Pastoralisten und Ackerbauer sind. Das schlägt sich auch in der Genetik nieder. Wir können alles ein bisschen aber nix richtig gut. Und je nach Ansammlung der ganzen Polymorphismen kann der eine halt mehr von X vertragen als der andere. Bei mir fühlt sich passend zu einem „europäischem Mischwesen“ eigentlich tatsächlich eine Mahlzeit am zufriedenstellendsten an, wenn sie „von allem ein bisschen enthält“. (Sofern ich das richtig wahrnehme bzw. diese Wahrnehmung richtig interpretiere...) Also sowohl pflanzlich als auch tierisch. Sowohl Eiweiß als auch Kohlenhydrate als auch Fett. Sowohl Obst als auch Gemüse als auch Fleisch/Fisch/Eier/Milchprodukt als auch irgendeine Stärkequelle als auch gff. irgendeine Fettquelle (Nüsse, Fettfrüchte, etwas Öl, ...).